Albanien-Reise Mai 2008
Das Land der vielen Gesichter: Abwechslungsreiche Küsten, Lagunen, schneebedeckte Berge, stahlblaue Seen, türkis schimmernde Flüsse und traditionelle Dörfer
Wir können nur sagen: Albanien ist ein Traum! Schon die Abwicklung am kleinen Grenzübergang Muriqan war eine Sensation – innerhalb von 7 Minuten waren die Formalitäten erledigt (Einreisegebühr pro Person 10 €, Zettel fürs Auto > Vito 2 €/Tag Abrechnung bei Ausreise). Die Grenzer waren total nett und erfreut (im ersten Moment eher überrascht!), dass wir in ihrem Land bleiben und nicht nur eine Schnupperfahrt auf dem Weg nach Griechenland machen.
Ausgangspunkt für die Besichtigung von Berat, Kruja, Durres, Tirana und die Umgebung von Kavaja – auch mit dem Fahrrad – war die prima Ferienwohnung im KLA & XHU Resort, Mail i Robit (Reihen- und Appartementhäuser, Hotel). Diese mussten wir leider nach 10 Tagen aufgeben, weil es aufgrund der teilweise schlechten Straßen nicht möglich war, das Land vom Standort aus zu erkunden. Bis auf Dhermi haben wir keinen der von Volker Grundmann erwähnten Wohnmobil-Stellplätze probiert, da Hotels/Pensionen gut und günstig sind (DZ/DU/WC außerhalb Tirana ca. 20-25 €, Hotel Kruja in Tirana nahe Skanderbegplatz 50 €). Abgesehen davon ist es einfach toll, am Abend durch Dörfer/Städte zu bummeln und in einem der vielen Restaurants gut zu essen.
Die Sanierung der Hauptroute Nord-Süd, also von Montenegro bis Griechenland, ist bis Lushnja (etwa mittig) abgeschlossen, ab da muss man mit einem Schnitt von ca. 30 km/h rechnen. Neu ist die Straße über den ca. 1.050 m hohen Llogara-Pass (Naturschutzgebiet), von dem man bei der Abfahrt auf die tief unten liegende Felsküste mit kleinen Sandbuchten sieht. Dörfchen ziehen sich steil die Hänge empor, runter zum Meer können die Zufahrten schwierig sein, aber es lohnt sich: Auf einer abschüssigen Holperpiste, die alles im Auto in Bewegung setzte, gelangten wir an einen „Postkarten-Strand“ (Dhermi) mit Restaurant und Bungalows! Kein Wunder verbrachten hier Ausländer (u.a. Franzosen, Engländer, Italiener), die vermutlich in Albanien arbeiteten, mit ihren Familien das Wochenende! Unser Wohnmobil stand direkt am Meer, das Essen (Fisch, Lamm, Salat, Ofenkartoffeln) war perfekt – Herz, was begehrst du mehr?
Nach Saranda im Süden ging’s über Gjiorkastra gemächlich Richtung Korça. Unterwegs besuchten wir natürlich Syri i Kalter, und statt zu campieren wurde in einer neuen Pension in Boboshtica, dort steht ein Speiselokal am anderen, übernachtet. Entlang dem Ohridsee fuhren wir über Elbasan zum 3. Mal nach Tirana, weil die Hauptstadt einfach klasse ist. Am Abend sind Moschee, Uhrturm und die Gebäude um den Skanderbegplatz schön beleuchtet, und das pulsierende Leben kann man bei einem hervorragenden Menü (z.B. Fischrestaurant „Rozafa“) beobachten. Wer Zeit hat, wird sich tagsüber mindestens 2 Stunden im Drehrestaurant vom „Vodafone“-Tower aufhalten – man genießt Tirana von oben, sieht fantastische neue Konstruktionen oder Edi Ramas künstlerisch gestaltete Fassaden, die den Sozialbauten die Tristesse nehmen. Der Rundumblick erleichtert die Orientierung beim anschließenden Spaziergang, der, sofern man will, auch hinter die Kulissen führt.
Das Land hat unglaublich viele Gesichter: Abwechslungsreiche Küsten, Lagunen, schneebedeckte Berge, stahlblaue Seen, türkis schimmernde Flüsse und traditionelle Dörfer. Dann wiederum stockt einem der Atem angesichts der hypermodernen Architektur oder der Villengrundstücke – 10% der Albaner sind reich, sehr reich…
Die Bevölkerung ist unglaublich zurückhaltend. Man „drängt sich nicht auf“, sondern wartet in der Regel, bis der Suchende fragt. Selbst Kinder raffen ihren ganzen Mut für ein where are you from zusammen. Eine Mittelschicht in unserem Sinn gibt es nicht, folglich sind 90% arm, was äußerlich selten sichtbar ist: Bei einem Durchschnittsverdienst von ca. 200 €/Monat hat sehr erstaunt, wie viel Wert auf Kleidung gelegt wird.
Kirchen und Moscheen findet man allerorts, die jeweilige Religion scheint aber ziemlich locker ausgeübt zu werden. Interessant ist die Bektashi-Gemeinschaft, sie wären tolerante Moslems, sagte uns eine junge Frau. Ein besonderer Raum in der Tekke ist der mit den Sarkophagen der Babas – es soll Glück bringen, wenn die eigene Unterwäsche (in Plastiktüten) eine Nacht dort liegt.
Was noch? Hoxhas Bunker in allen Größen sind über das ganze Land verstreut, ebenso der Müll. Daran gewöhnt man sich, auch an die aggressive Fahrweise, an der die massive Polizeipräsenz (Geschwindigkeitskontrollen) wenig ändert. Mercedes in allen Klassen und jeden Alters bestimmen den Verkehr, obwohl der Diesel mit ca. 1,25 € irre teuer ist. Also, nicht jammern über die deutschen Preise!
Der albanische Flaschenwein ist Geschmacksache. Gar nicht schlecht hingegen munden die selbst gekelterten Rot- und Weißweine, abgefüllt in 1,5 Liter Limo-/Wasserflaschen, die Bauern am Straßenrand verkaufen. Die Versorgung ist überall kein Problem, und was das Angebot in den großen Supermärkten betrifft – man muss weder auf die Niveacreme noch auf den Parmaschinken verzichten.
Unser Reiseziel 2009 wird wieder Albanien sein!
Familie Dürr (Mai 2008)